Prof. a. D. Dr. Devanando Otfried Weise
Das Märchen von der Milch
Durch Joghurt schlank und alt?
In der Volksmeinung gelten Milch und Milchprodukte wie Käse neben Brot zu den
wichtigsten und durch nichts zu ersetzende Grundnahrungsmitteln. Vegetarier
schätzen Käse als Fleischersatz, viele Menschen wollen durch hohen Joghurtkonsum
schlank und alt werden und andere wollen sich durch Milchprodukte vor der
gefürchteten Osteoporose (Knochenerweichung, Knochenschwund) schützen. Die
Werbung tut ihr übriges dazu. Milch und Milchprodukte werden als besonders
natürlich und gesund herausgestellt. Angeblich erhalten sie alle für die
menschliche Ernährung wichtigen Stoffe in einer derart günstigen Kombination und
Konzentration, daß niemand ohne Milch und Milchprodukte auskomme. Ist dem
wirklich so?
Kuhmilch ist für Kälber
Milch wird im menschlichen und tierischen Körper gebildet wenn sich Nachwuchs
eingestellt hat. Sie dient dann bekanntlich als Nahrung für die ersten Monate
bis zur Milchzahnbildung. Die Milch gelangt durch Saugen ohne
Luftsauerstoffkontakt direkt vom Spender zum Empfänger. Beim Melken wird die
Milch durch den Kontakt mit dem Sauerstoff bereits das erste Mal denaturiert.
Die Milch ist in ihrer Zusammensetzung genau auf das jeweilige Baby eingestellt:
Kuhmilch für Kälber, Ziegenmilch für Zicklein und Muttermilch für Babys. Sie
ändert ihre Zusammensetzung sogar im Rhythmus von Tag und Nacht und mit
zunehmenden Alter der Jungen. Sie ist deshalb die beste im Grund unersetzliche
Nahrung für heranwachsendes Leben der eigenen Spezies. Kuhmilch hat 2,7 mal so
viel Protein und eine andere Sorte von Protein, nämlich Kasein statt Albumin als
Muttermilch. Der Fettgehalt ist etwa gleich, der Gehalt an Milchzucker beträgt
nur rund 0,7 %, der Mineralgehalt ist 3,5 mal so hoch, der Gehalt an Vitaminen
(außer Vitamin C) ist ebenfalls höher als in der Muttermilch. Kuhmilch ist
eingestellt auf das rasche Wachstum des Kalbes – auf sonst nichts. Sie paßt
deshalb ebenso wenig für Babys wie für erwachsene Menschen. Warum?
Verdauungsprobleme durch Enzymmangel
Der Mensch kann das Kuhmilch-Protein Kasein nicht verdauen, weil sein Körper
seit Ende des dritten Lebensjahres das Enzym Lab mehr oder weniger fehlt. Dies
wird immer wieder bestritten. Offensichtlich gibt es eine große Streuungsbreite,
so daß manche Menschen mit dem Ferment besser ausgestattet sind. Der Milchzucker
ist für Erwachsene ebenfalls nur schwer verdaulich, weil das Enzym Laktase nur
in geringen Mengen zur Verfügung steht. Bei einigen Völkern, z. B. Asiaten und
Afrikanern fehlt es völlig, bei uns nicht ganz. Nicht verdauter Milchzucker
fängt im Verdauungssystem aber an zu gären und kann Blähungen, Krämpfe und
Durchfall verursachen. Bei Menschen, die genügend Laktase produzieren und viel
Milch trinken tritt vermehrt grauer Star auf. (Fuhrmann, 1987. S. 20)
Minderwertig durch Erhitzen
Als nächstes müssen wir sehen, daß fast die gesamte Milch und die meisten
Milchprodukte pasteurisiert, sterilisiert oder – wie bei der H -Milch – durch
Injektion von überhitztem Wasserdampf ultrahoch erhitzt wurden. Dies bedeutet,
daß es sich bei diesen Produkten nicht mehr um Lebensmittel handelt, sondern nur
noch um tote, denaturierte Nahrungsmittel. Das Protein ist stark
hitzegeschädigt, die Mineralien – allen voran das immer wieder als besonders
wertvoll herausgestellt Kalzium – können vom menschlichen Organismus nur noch
bestenfalls wieder ausgeschieden oder schlimmstenfalls als Schlacke im Körper
abgelagert werden. Für einen Einbau in die lebenden Zellen haben die Mineralien
durch das Erhitzen ihre natürlich-lebendigen, energetischen Schwingungen sowie
eine Unzahl an vitalen Begleitstoffen verloren, welche die Bereitschaft zur
Mitarbeit in der lebenden Zelle signalisierten bzw. ermöglichen.
Milch ist kein Kalziumspender
Frau Dr. Lawrence Riggs von der berühmten Mayo Klinik in Rochester USA hat vor
wenigen Jahren durch ein intensives Forschungsprojekt herausgefunden, daß
Frauen, die Milch trinken, Milchprodukte essen oder Kalktabletten nehmen oder
auch beides, keine größere Kalziumaufnahme haben als diejenigen, die
Milchprodukte oder Kalziumtabletten nicht essen. Mehr noch: die
Knochenerweichung schritt selbst bei denen fort, die 2000 mg Kalzium in Form von
Milch, Milchprodukten und Tabletten zu sich nahmen (Wandmaker, 1988, S. 72).
Zudem wird das Kalzium bei der Verdauung ohne Labferment an das sehr schwer
verdauliche, zur Fäulnis im Darm führende Kasein-Eiweiß gebunden, was die
Aufnahme des Minerals verhindert. Darüber hinaus fehlt es der Milch an den
wichtigen Mineral Magnesium, das sozusagen als Gegenspieler das Kalziums eine
Verkalkung z. B. der Arterien verhindern könnte.
Milch ist kein Naturprodukt mehr
Schließlich muß ich Sie darauf hinweisen, daß viele Weiden voller Chemikalien
sind und daß das Winterfutter zum Großteil aus Entwicklungsländern stammt, die
hierzulande verbotene und andere Pestizide, Insektizide und chemischen Dünger
reichlich verwenden. Als Futter für Kühe werden sogar ganz offiziell in der EG
und anderen europäischen Ländern aus Tierkadavern hergestellte Produkte
verwendet – eine- besonders widernatürliche Fütterungsart, bei der sich
Krankheiten optimal verbreiten. Wie die Tiermedizin arbeitet habe ich schon im
Kapitel „Mord und Totschlag“ geschildert. Mit anderen Worten, wenn sie wirklich
Milch trinken Sie auch gleichzeitig eine ganze Palette von vermeidbaren Giften
mit. Wollen Sie das?
Nur Rohmilch vom Biobauern ist akzeptabel
Wenn Sie trotzdem Milch oder Milchprodukte zu sich nehmen wollen, dann sollten
Sie sich auf gelegentlich kleine Mengen Rohmilch, die in einigen Städten als
Vorzugsmilch (unerhitzt) angeboten wird oder die Sie sich direkt bei einem guten
Biobauern holen können und auf Rohmilchkäse (das ist nur Weich- oder Frischkäse)
sowie Sahne und Butter beschränken. Außerdem sollten Sie darauf achten, daß Sie
Käse mit möglichst wenig Salz erhalten.
Butter und süße Sahne .- das kleinste Übel
Von allen Milchprodukten ist Butter am besten verdaulich, weil sie im
Wesentlichen nur aus Fett besteht. Sie wirkt auch als einziges Milchprodukte
nicht säurebildend. Da Fett die Eiweißverdauung verzögert, ist es besser, die
Butter nicht mit Protein, sondern mit Kohlehydraten zu kombinieren. Auch gegen
Schlagsahne ist relativ wenig zu sagen. Als nächstes empfehle ich für alle, die
sich von ihren geliebten Käsebroten nicht trennen können, für die Übergangsphase
Käse mit mehr als 60 % Fett in der Trockenmasse. Diese ist sogar zusammen mit
Brot leidlich verdaulich, jedenfalls besser als ein Käse mit wenig Fett (vgl.
WALB 1986, S 32f). Erhitzter (geschmolzener Käse) ist ganz besonders schwer
verdaulich. Wenn Sie langfristig nicht an Durchblutungsstörungen, Nachlassen der
Gedächtnisfähigkeit, Konzentrationsschwäche und schließlich an
Arterienverkalkung leiden möchten, so sollten Sie sich so schnell wie möglich
von Milch und Milchprodukten – außer von Butter – ganz verabschieden.
Sauermilch und Joghurt
Dies gilt selbstverständlich auch für den von der Werbung besonders gehätschelt
Joghurt. Daß man davon besonders gesund, schlank und alt wird, ist ebenso ein
modernes Märchen wie die anderen Reklamesprüche. Die Bulgaren haben eine andere
Art von Joghurt, essen nur wenig davon und gehören keineswegs zu den besonders
langlebigen Menschen. Es ist allerdings richtig, daß das Kasein der Milch durch
eine natürliche Säuerung unter Zusatz von rechtsdrehenden Milchsäurebakterien (L
+) bis zu einem gewissen Grade aufgeschlossen, ausgeflockt und damit leichter
verdaulich wird (Quark,
Sanoghurt, Bioghurt etc.) Dadurch gelangen die vielen Menschen Allergie
auslösenden Milchproteine aber auch leichter in den Organismus. Da wir Milch und
Milchprodukte nur mangelhaft verdauen können sind diese Nahrungsmittel neben
Getreide und Getreideprodukten (auch dem Reis) die am meisten verschleimenden
Speisen. Sie bringen auch die höchste Verstopfungsrate, weil ihnen jegliche
Ballaststoffe fehlen. Ferner sind Milch und Milchprodukte genau wie alle anderen
tierischen Proteinlieferanten die tiefere Ursache von Allergien, auch wenn sie
oberflächlich betrachtet nicht in jedem Fall unmittelbar allergische Reaktionen
auslösen. Verschleimungen im Nasen- und Rachenraum und in den Stirnhöhlen können
schnellstens gestoppt werden, wenn Sie den Genuß von Milch und Milchprodukten
aufgeben. Wer kennt nicht die Rotzglocken der Kinder, die Mittelohreiterungen
und den lästigen Milchschorf. Dies alles verschwindet schnellstens, wenn die
Armen nicht mehr mit Milch und Brei traktiert werden. Diese
Verschleimungssymtome sind zugleich auch Überempfindlichkeitsreaktionen auf das
dem Menschen artfremde Kuheiweiß, also allergische Krankheiten. In die gleiche
Gruppe gehören auch die häufigen oder chronischen Mandelentzündungen und
-vereiterungen, die verschwinden, wenn man den Konsum von Milch und
Milchprodukten aufgibt. Leider wurden statt dessen vielen Menschen die Mandeln
wegoperiert, obwohl sie ja wichtige Aufgaben im Körper zu erledigen haben. Zum
Sündenregister der Milch zählen auch Asthma, verschiedene Hautkrankheiten,
Ekzeme und auch ein Teil der Heuschnupfenerkrankungen (vgl. DORSCHNER, 1988, S
13f) Das Eiweiß der Milch fördert auch rheumatische Krankheiten, weil es zu
Harnstoff und Harnsäure abgebaut wird.
Wes Brot ich eß, des Lied ich sing
Warum sind alle diese Tatsachen so wenig bekannt? Weil sie die Produzenten der
Lebensmittelindustrie nicht hören wollen! Ernährungswissenschaftler sehen immer
zuerst auf die Inhaltsstoffe und wenn überhaupt nur eher beiläufig auf die
Frage, wie das betreffende Lebensmittel verdaut, aufgenommen, verwertet und
kombiniert werden kann. Bezüglich der Inhaltsstoffe schneidet die Milch sehr gut
ab – kein Zweifel. Und daher kommt ihr guter Ruf. Bezüglich Verwertbarkeit liegt
erhitzte Milch aber so schlecht, daß man am besten die Finger davon läßt, wenn
man sich nicht unnütz belasten und krank machen will. Mit Milch und Käse kann
man besonders gut experimentieren, weil die Folgen sich sehr schnell und
dramatisch einstellen. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg dabei!
Zusammenfassung
Milch hat war sehr gute Inhaltsstoffe, kann vom menschlichen Organismus aber nur
unvollkommen verwertet werden. Kuhmilch ist für Kälber, Muttermilch ist die
Idealnahrung für Babys. Joghurt macht nicht schlank und alt. Milch wird
minderwertig durch Erhitzen. Milch ist kein Kalziumspender. Milch ist kein
Naturprodukt mehr. Nur Rohmilch vom Biobauern ist akzeptabel. Butter und süße
Sahne sind das kleinste Übel. Milch und Milchprodukte verschleimen, fördern
Allergien und belasten.
Das Märchen von der Milch
